Publikation

'Unter uns Lesern'

Autor: Karl Krolow
Mit einem Nachwort von Georg Hensel
Veröffentlichung: 1966
GHL-Nr.: 21

Zum Inhalt

Buchrezensionen, in zweiwöchigem Abstand über das Jahr 1966 hingestreut, repräsentieren den ohne fremden Auftrag erbrachten Leseertrag des "Neigungslesers Krolow" (Hensel). "Was hat er ausgesucht aus diesem einen Jahr 1966, in seinem 51. Lebensjahr? Kaum Romane, kaum Gedichte; meist Tagebücher, Briefe, private Aufzeichnungen, Aphoristisches; etwas über Musik, genauer über Maurice Ravel! Etwas über die Künste des Kochens und des Weintrinkens. Bücher aus den intimsten Bezirken: Leben aus erster Hand, das sich gerade anschickt, wenn überhaupt, zu Literatur zu werde." Aus Hensel, Nachwort

Leseprobe

" (...) Im Gegensatz zu den "höchst nutzlosen und ganz einseitig schönen Künsten der Poesie und Malerei" gilt Herrn von Rumohr das Kochen als Kunst, in der Nützlichkeit mit Anmut zu vermischen sei. Alles andere ungemischt, wie gesagt! Gleichwohl muß die so schnöde in ihre Schranken gewiesene Poesie auf derselben Seite zu einem Vergleich herhalten. Man liest: "Was ist zum Beispiel der Rinderbraten der Engländer anderes, als ein Denkmal jener Vorzeit, die in den Homerischen Gesängen sich abspielt?" Wollte der Verfasser mit solchem Zugeständnis seinen feinsinnigen Leserinnen seine Meinungen leichter verdaulich machen, "vorzüglich solchen Frauen,…die ihrem Haus unmittelbar vorstehen, oder doch in dessen innere Tätigkeit aus dem Standpunkt einer geistigen Überlegenheit eingreifen"? Wie dem auch sei: Rumohr leistet sich selber einen seiner zahlreichen charmanten Eingriffe, die heute das Entzücken des trotz miserabler Küchen überlebenden Lesers sind. Was alles kann man in seinem Buch lesen und lernen! Da gibt es Apologien der Suppen, Auslassungen über gesottene Füllungen, über den Brei im allgemeinen und im besonderen, über die Bewegungen und die Zustände des Gemütes, die man vermeiden soll, in sich selbst oder in anderen während des Essens anzuregen oder zu unterhalten (Betäubung beim Essen: "Sie ist die Folge eines zu lauten Geräusches oder sinnlosen Durcheinanderredens, heftigen Lachens und ähnlicher Ausschweifungen"), über die Kochkunst für Kranke und Genesende , und so fort. Das alles ist schließlich mit jenem guten Humor vorgetragen, der einen späten Besitzer des Brillat-Savarin nicht demütigt. Und kulinarische Turnübungen à la Jahn gibt es nirgends!" (...) " - Karl Krolow zu: Karl Friedrich von Rumohr, "Geist der Kochkunst", Vorwort von Wolfgang Koeppen
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