Publikation

'Linker Hand, Kleine Prosa'

Autor: Heinz Winfried Sabais
Mit einem Nachwort von Ekkehard Born "…Im Endlichen nach allen Seiten…" oder: Versuch, die Summe einer Existenz zu ziehen.
Veröffentlichung: 1968
GHL-Nr.: 23

Zum Inhalt

Der Band enthält Prosatexte zu ‚Zeit', 'Literatur', ‚Kunst'. - Rede, Essay, journalistische Arbeit, literarische Prosa oder Lyrik, dem Autor bieten sich unterschiedlichste Formen sprachlicher Äußerung überzeugend an. So steht am Eingang der Textfolge das Gedicht Ecce Homo, danach folgen Gedichte und Texte aus unterschiedlichen Anlässen, wie sie Sabais u. a. zu Gutenberg, zum Feld der Bildung, zur Eröffnung der Ruhrfestspiele und zu anderen Anlässen formuliert hat. Essays zur Literatur und Kunst beschließen die Sammlung.

Leseproben

" (...) Abendliches Seestück

Glanz über Welle und Boot,
der uns besonnte,
färbt nun in purpurner Not
die Horizonte,
flüchtet in unser Geblüt
welkende Träume.
Blaue Erinnerung blüht
um Ufersäume.

Land in den Abend getürmt,
Hämmernde Brandung.
Schwer in Atomen bestürmt
dauert die Wandlung,

fährt durch das taube Gestein,
schwebt auf den Wogen,
wölbt wie ein Geigenstrich rein
den Zeitenbogen. (...) "
" (...) Vor Goethes Gartenhaus hielt eine Einheit der Sowjetarmee gerade Sportübungen ab. Sie äußerte lauten Unwillen, als ihr die Wagenkolonne in die abgesteckte Laufstrecke fuhr. Aber der Begleiter Thomas Manns, ein junger Schweizer Industrieller, dem auch der vielbestaunte Buick gehörte, sprang ein und klärte die Situation. Er verständigte sich auf Russisch und wurde deshalb in den folgenden Tagen als vermutlicher "amerikanischer Agent" besonders mißtrauisch beschattet. Thomas Mann beobachtete die Szene mit ironischem Lächeln, während Frau Katja ihrer leicht schaudernden Bewunderung über das Barbarisch-Vitale dieser kräftigen Kriegergestalten Ausdruck gab. Ich entgegnete, daß ich sie recht bedauernswert fände, denn für sie sei der Sieg in diesem Krieg eine Strafe, wie er es auch für uns, die unfreiwilligen Soldaten Hitlers, gewesen wäre. Ja, ich hielte uns ihnen gegenüber im Vorteil, da wir zwar einen Krieg, aber auch eine Despotie verloren hätten. (...) " - Aus: Thomas Mann in Weimar - Ein Bericht
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